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Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten dieses wunderbare Lied von Per Harling zum Thema der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe singen: "Die Liebe Christi bewegt die Welt zu Versöhnung und Einheit. In der Liebe Christi gibt es keine Angst. Der Geist hilft uns, mutig und frei zu sein!"

Keine Angst, liebe Freunde und Freundinnen, Schwestern und Brüder! Keine Ungerechtigkeit, keine Gewalt, kein Krieg! In der Liebe Christi sind wir frei, wir können und müssen prophetisch und mutig sein und für Gerechtigkeit und Frieden eintreten. Das ist unsere Berufung und unsere Sendung in dieser Welt: uns für die Würde aller Menschen und das Leben der ganzen Schöpfung einzusetzen.

Lassen wir uns von der Liebe Christi bewegen. Lasst uns für Heilung, Versöhnung und Einheit arbeiten. Diese Worte haben eine tiefe Bedeutung und sehr praktische Konsequenzen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie, der Klimakrise oder der Gewalt und dem Krieg in der Ukraine und an viel zu vielen anderen Orten. Ich bin seit vielen Jahren in der Trauma Beratung und in Friedensverhandlungen tätig, beispielsweise am Horn von Afrika, im Südsudan und in der Region der Großen Seen. Unser Herz muss weit sein. Unsere Unterstützung und Solidarität müssen allen Menschen gelten, die leiden. Christus ergreift in einem Krieg nicht Partei für die Armeen. Christus ist immer auf der Seite der Leidenden.

Als Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen möchte ich die Gelegenheit nutzen, all den Kirchen in Deutschland, die uns nach Karlsruhe eingeladen haben und uns schon jetzt sehr großzügig beherbergen, von ganzem Herzen zu danken. Hier auf dem Katholikentag möchte ich besonders die Römisch-Katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Erzdiözese Freiburg erwähnen, die sich sehr stark in die Vorbereitungen vor Ort einbringen. Es ist wunderbar, eine so gute ökumenische Zusammenarbeit hier in Deutschland zu erleben.

Ihnen allen kann ich diesen Dank ebenfalls aussprechen. Indem Sie hier anwesend sind, zeigen Sie Ihr ökumenisches Engagement. Ich möchte Sie einladen, nach Karlsruhe zu kommen und an der Vollversammlung teilzunehmen. Und wenn Sie nicht bei uns sein können, dann verfolgen Sie gerne das Programm im Internet und begleiten Sie uns mit Ihrem Gebet.

Eine Vollversammlung ist nicht nur das höchste Leitungsgremium des Ökumenischen Rates der Kirchen, sondern auch eine geistliche, feierliche und sich gegenseitig ermutigende Zusammenkunft der Mitgliedskirchen - in der Tat das umfassendste und inklusivste Ereignis der Weltchristenheit in unserer Zeit. Die Vollversammlung entfaltet ihr Thema durch gemeinsame Gebete, Bibelarbeiten, thematische Plenarsitzungen und Diskussionen zu den wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit, die klare Antworten der Kirchen erfordern. Sie ist der Ort, an dem die Kirchen neue Weichen für ihren gemeinsamen Weg zur Versöhnung und Einheit der ganzen Menschheit und der ganzen Schöpfung stellen. Als die 10. Vollversammlung des ÖRK 2013 in Busan zusammentrat, riefen die Kirchen einander und alle Menschen guten Willens auf, sich gemeinsam auf einen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens zu begeben. Wir werden die Ernte dieser achtjährigen Reise in die Vollversammlung einbringen und über die nächsten Schritte entscheiden, die wir in unserem gemeinsamen Zeugnis der Liebe Christi unternehmen müssen.

Jede Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen ist ein einzigartiges Spiegelbild ihrer Zeit. Seit der Gründung des Rates 1948 in Amsterdam sind Vollversammlungen Wegweiser für die Kirchen gewesen. Wenn wir heute unserem historischen Kontext treu bleiben wollen, müssen wir uns auch mit tiefgreifenden Konflikten und Meinungsverschiedenheiten unter den Kirchen auseinandersetzen, und zwar im Geiste der Versöhnung und Einheit. In diesem Geist kam die ökumenische Delegation unter der Leitung des ersten Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen, Willem Visser't Hooft, gleich nach dem Krieg im Jahr 1945 nach Stuttgart. Mit der Entgegennahme des Stuttgarter Schuldbekenntnisses öffnete diese Delegation den deutschen evangelischen Kirchen die Tür zum Weg der Versöhnung und Einheit mit allen Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Beispiele wie dieses werden uns auch in Karlsruhe an das Geschenk der Liebe Christi erinnern, die die Kraft hat, endlich auch die Welt über Feindschaft, Unrecht und Gewalt hinaus zu Versöhnung und Einheit zu bewegen. Das ist meine Hoffnung. Das ist meine Erwartung für die Versammlung in Karlsruhe.

Was haben wir gesungen? "In der Liebe Christi gibt es keine Angst. Der Geist hilft uns, mutig und frei zu sein!" So bete ich für die Versammlung und für uns alle: Möge die Liebe Christi unsere Angst überwinden, möge sie uns befähigen, mutig und frei zu sein, möge sie die Welt zu Versöhnung und Einheit bewegen.

Amen