Die Teilnehmenden trafen zur Feier im großen Saal des Ökumenischen Zentrums ein, wo sie mit Livemusik begrüßt wurden. Dort wurden allen zwei Geschenke überreicht: der Bericht der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe von 2022, der die zahlreichen Facetten der ökumenischen Arbeit widerspiegelt, und „Your word is truth“, eine gemeinsame Publikation des Weltbundes der Bibelgesellschaften und des ÖRK.
Dieses Buch veranschaulicht, wie die Vielfalt der Hermeneutik eine Quelle der christlichen Einheit sein kann und auf wunderbare Weise die Diversität des Reiches Gottes widerspiegelt.
Der ÖRK hatte den Feiertag zum 75-jährigen Bestehen am 25. Juni mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Saint-Pierre-Kathedrale in Genf begonnen und dabei an die Gründung des ÖRK in Amsterdam im August 1948, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erinnert.
Im Ökumenischen Zentrum tanzten die Teilnehmenden durch den Saal und sangen gemeinsam das alte Lieblingslied „We are marching in the light of God (Siyahamba)“.
Große Freude
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, dankte Gott für die „große Freude. Lasst uns diesen Geist auch erleben, wenn wir nach Hause gehen“, sagte er. Mit lautem Jubel sangen die Teilnehmenden dem ÖRK ein „Happy Birthday“.
Bedford-Strohm servierte die Torte zum 75-jährigen Jubiläum, die vom ehemaligen stellvertretenden ÖRK-Generalsekretär Georges Lemopoulos, dem anwesenden ehemaligen Mitglied des Zentralausschusses, dessen Amtszeit am längsten zurückliegt, und von Maria Yaziji vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Morgenland, dem jüngsten Mitglied des derzeitigen Ausschusses, angeschnitten wurde.
Auch Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, geschäftsführender ÖRK-Generalsekretär von 2020-2022, sprach auf der Jubiläumsfeier.
75 Prozent der Zentralausschussmitglieder nehmen vom 21. bis 27. Juni zum ersten Mal an der Tagung teil. Die Wahlen hatten auf der ÖRK-Vollversammlung in Deutschland 2022 stattgefunden.
Der Zentralausschuss ist das höchste Leitungsgremium des ÖRK zwischen den Vollversammlungen und tagt üblicherweise alle zwei Jahre.
Pastorin Dr. Angélique Walker-Smith berichtete über ihr Engagement im ÖRK und die Arbeit des Rates zur Überwindung von Rassismus und zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit.
Sie sagte, die Partnerschaft der Kirchen mit den Vereinten Nationen sei eine wesentliche Phase bei der Bewältigung dieser Probleme, da die Kirchen einen Teil der Versöhnungsarbeit leisteten.
„Zu unseren Aufgaben gehören zum Beispiel saisonale Tätigkeiten, die Arbeit mit Frauen und das neue Ständige Forum für Menschen afrikanischer Abstammung. Ich glaube, wir alle müssen in unseren Kirchen genau hinschauen. In Nordamerika, wo ich mich aufhalte, höre ich häufiger Gespräche, in denen Gruppen, die nicht immer im Mittelpunkt standen, stärker berücksichtigt werden“, sagte Walker-Smith.
„Ich denke dabei an unsere indigenen Brüder und Schwestern, an Menschen afrikanischer Abstammung in Asien und an andere Diaspora-Gemeinschaften, die stärker in den Mittelpunkt gerückt werden müssen. Ich bin überzeugt, dass unsere Kirchen zuhören, und hoffe, dass wir noch weiter gehen können.“
Prof. Dr. Fernando Enns, ein Verfechter der Friedenstheologie, sprach über die Arbeit des ÖRK zum „gerechten Frieden“ von Harare 1998 bis Karlsruhe und erzählte, wie er seine Arbeit als Vertreter der mennonitischen Kirchen beim ÖRK 1996 begann.
„Ich wurde von drei ökumenischen Müttern, wie ich sie gerne bezeichne, an der Hand genommen. Ich möchte sie beim Namen nennen, denn sie haben mich stark geprägt. Ohne diese Mütter hätte ich dies alles nie tun und erleben können.“
Inspirierende Frauen
Diese inspirierenden Frauen sind die ehemalige Vorsitzende des Zentralausschusses, Dr. Agnes Abuom, eine kenianische Anglikanerin, die dieses Jahr verstorben ist, Prof. Dr. Janice Love von der Evangelisch-Methodistischen Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika und die deutsche Theologin Bischöfin Dr. Margot Kässmann.
„Drei sehr starke Köpfe, Herzen und Geister. Diese Mütter nahmen mich unter ihre Fittiche und lehrten mich, in der ökumenischen Bewegung zu fliegen“, sagte Enns.
„Wir befanden uns damals in einer Zeit, in der es aussah, als könnten wir tatsächlich Berge versetzen: in Südafrika wurde die Apartheid überwunden und in Berlin wurde durch eine gewaltlose Revolution die Mauer niedergerissen. Es war eine Zeit, in der man sagen konnte: ,Wir können die Dinge neu machen, wir können Frieden schaffen; es ist möglich.‘“
„Es war ein Bischof aus Südafrika, der sagte, ,okay, die Apartheid ist jetzt offiziell vorbei‘“, sagte Enns. „Nicht wirklich. Vielmehr sehen wir junge Menschen, die sich auf den Straßen unserer Städte gegenseitig umbringen. Welches ist die Berufung der Kirchen vor diesem Hintergrund? In sieben Städten auf der ganzen Welt riefen wir die Kampagne ,Peace to the City‘ ins Leben und versuchten, von den Gemeinschaften zu lernen. Wie kann man Frieden schaffen? Dies steht ganz konkret im Zusammenhang mit Gerechtigkeit.“
In einer Videobotschaft zur Feier wies Erzbischof Angaelos von der Koptischen Orthodoxen Kirche im Vereinigten Königreich darauf hin, dass der ÖRK auf seinem Weg mit vielen Herausforderungen konfrontiert sei, „die zuweilen schwierig sein können“.
„Doch die Belohnung, der Segen und das Licht, das wir in die Welt strahlen, das Salz der Erde, das wir sein können, und das Beispiel, anderen, ja der ganzen Menschheit, zu dienen, indem wir es unserem Herrn gleichtun – all diese Dinge machen den Ökumenischen Rat der Kirchen zu einem wunderbaren Ort, wo wir zusammenkommen können.“
Livestream-Videoaufnahme der 75-Jahr-Feier des ÖRK
Fotogalerie der 75-Jahr-Feier des ÖRK