Das Webinar, das vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen organisiert wurde, war Teil einer Reihe von Webinaren, die auf die ÖRK-Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung hinführen sollen, die wiederum unter der Überschrift „Welchen Weg nun zur sichtbaren Einheit?“ stehen wird.
Im Rahmen des Webinars wurden das Studiendokument „The Bishop of Rome. Primacy and Synodality in the Ecumenical Dialogues and in the Responses to the Encyclical Ut Unum Sint“ (Der Bischof von Rom. Primat und Synodalität in den ökumenischen Dialogen und in den Antworten auf die Enzyklika Ut Unum Sint, in englischer, italienischer und französischer Sprache verfügbar) und der Prozess, der dazu geführt hat, vorgestellt. Darüber hinaus gab es verschiedene offizielle Reaktionen und im Anschluss konnten die Teilnehmenden Fragen stellen.
Eines der großen Themen, die die Kirchen seit Langem spalten, ist die Rolle des Bischofs von Rom für die Einheit der christlichen Gläubigen. 1995 hat sich Papst Johannes Paul II in seiner Enzyklika Ut Unum Sint mit dieser Frage beschäftigt und Kirchenleitende und Theologie-Fachleute aufgerufen, sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie der Dienst des Bischofs von Rom als ein „Dienst der Liebe, der von allen Betroffenen anerkannt wird“, umgesetzt werden kann.
2020 hat das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen das 25-jährige Jubiläum der Enzyklika gefeiert und dies als Gelegenheit wahrgenommen, die Diskussion wiederaufzunehmen und zu vertiefen, und sich dabei mit den Antworten auf die Enzyklika und andere Dokumente von theologischen Dialogen zu befassen. Das führte am Ende zur Veröffentlichung des Studiendokuments, das in diesem Webinar vorgestellt wurde.
Prof. Dr. Catherine E. Clifford, die das Webinar moderierte, erklärte: „Einer der seit Langem bestehenden großen Streitpunkte unter den christlichen Kirchen betrifft die Rolle des Bischofs von Rom für die Förderung der Einheit.“
Priester Prof. Dr. Juan Usma Gomez vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen stellte das Dokument und seinen komplexen und dennoch strukturierten Ansatz vor. „Es finden sich darin biblische, traditionelle, patristische, kanonische, historische, dogmatische, ökumenische und spirituelle Ansatzpunkte“, sagte er und fügte hinzu, dass es sich um einen akademischen Text handele.
„Deshalb – das müssen wir eingestehen – kann die Lektüre eine Herausforderung sein“, erklärte er. „Dennoch ist es das Ergebnis eines ehrlichen Dialogs zwischen verschiedenen Kirchen und Menschen auf allen Kontinenten.“
Priester Prof. Dr. Hyacinthe Destivelle, ebenfalls vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen, skizzierte einige Dichotomien und Besonderheiten in dem Dokument und erklärte, welche Wirkungen die ökumenischen Dialoge auf dessen Ausarbeitung hatten. Eine kurze Erläuterung gab es zu fünf konkreten Dichotomien: „Dies sind fünf Dichotomien, deren Relativierung oder gar Überwindung die ökumenischen Auseinandersetzungen mit dem Thema Primat ermöglicht haben.“
Prof. Dr. Eve Tibbs vom orthodoxen Ökumenischen Patriarchat formulierte die erste von drei offiziellen Reaktionen und betonte darin sowohl Konvergenzen als auch Divergenzen. Zu Beginn ihrer Einlassung sagte Tibbs: „Ich möchte zunächst die konstruktiven Gesten von Seiner Heiligkeit Papst Franziskus würdigen, für dessen Genesung wir alle weiterhin beten.“
Prof. Dr. Nicholas Sagovsky ergriff das Wort im Namen der Anglikanischen Kirchengemeinschaft und erinnerte daran, dass diese Diskussionen zu einem Zeitpunkt stattfänden, da die Anglikanische Kirchengemeinschaft auf die Ernennung des neuen Erzbischofs von Canterbury warte.
„Die Frage, mit der wir uns in dem Dialog beschäftigen müssen, scheint in meinen Augen zu sein, wie das Wirken des Bischofs von Rom wirklich subsidiär, wirklich unterstützend sein und als letztes Mittel für die schwierigsten Situationen zurückgestellt werden kann, nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die ökumenische Gemeinschaft der gesamten Kirche.“
Prof. Dr. Elizabeth Newman, die im Namen der baptistischen Glaubenstradition antwortete, erklärte, dass die historischen Gegebenheiten zwar zu keiner Einigung in Bezug auf die Primatsfrage führten, aber dennoch einen Punkt lieferten, in dem Einigkeit herrsche.
„Das Studiendokument lädt uns alle ein, die Primatsfrage nicht nur als Problem zu betrachten, sondern als Chance“, sagte sie. „Diese Beziehung wird anders verstanden.“
Der Geist der vielen Fragen, die von den Teilnehmenden aus aller Welt über die Onlineplattform eingingen, könne, erklärte die Moderatorin, als Suche und Streben nach Einheit zusammengefasst werden. „Die Fragen zeigen, wie wichtig und dringend notwendig ein gemeinsames Zeugnis angesichts des derzeit von Polarisierung und Spaltung geprägten globalen Kontextes ist“, sagte sie.
Schauen Sie sich die Aufzeichnung der Veranstaltung an (in englischer Sprache)