Patriarch Theophilos sagte das bei einer Sondervorführung der Dokumentation „Via Dolorosa“, die von dem Ort aus, an dem der christliche Glaube entstanden ist und an dem seine Präsenz heute akut bedroht ist, über den Weg der Schmerzen berichtet.
Der Film, der am 18. Februar bei den Vereinten Nationen in Genf gezeigt wurde, erzählt von der christlichen Präsenz in Palästina, nimmt dabei den Blickwinkel der christlichen Gläubigen selbst ein und schildert wichtige Momente, die die Geschichte, Identität und Resilienz dieser Menschen geprägt haben.
Patriarch Theophilos sagte bei der Veranstaltung: „Voller Stolz loben wir diese wunderbare Arbeit“ von Amira Hanania, der Regisseurin des Films, „und sind dankbar für die Schirmherrschaft, die der Ökumenische Rat der Kirchen und die Ständige Beobachtervertretung des Staates Palästina übernommen haben, sowie die vielen weiteren internationalen Organisationen, die das Projekt nicht nur mit ihrem Namen unterstützt haben“.
Er erklärte, „das Rum-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem ist die älteste durchgehend bestehende religiöse Institution im Heiligen Land“.
Seit mehreren Jahren, so Patriarch Theophilos, stünden die Kirchen finanziell unter großem Druck.
Katastrophale wirtschaftliche Lage
„Im gesamten Westjordanland und Jerusalem verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage zusehends weiter, weil die Pilger ausbleiben, es wenige Arbeitsplätze gibt und die Sicherheitslage im Westjordanland und in Jerusalem insgesamt sehr prekär ist“, sagte Patriarch Theophilos.
Pater Ibrahim Faltas, Vikar der Kustodie des Heiligen Landes, sagte über den Film: „Dieser Dokumentarfilm ist die Via Dolorosa für alle christlichen Gläubigen in Palästina. In Palästina zu leben, bedeutet viel Leid und Kummer. Ich selbst lebe seit 36 Jahren in Palästina.“
Er berichtete, dass er die Erste und die Zweite Intifada und die Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem miterlebt habe.
In Bezug auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen die christlichen Gläubigen konfrontiert seien, die jeden Funken Glauben und Hoffnung verloren hätten und „in die christlichen Teile von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth geflohen sind“, sei die heutige Lage beispiellos.
Das palästinensische Volk hätte nur selten die Möglichkeit, die eigene Geschichte zu dokumentieren, sagte die in Griechenland lebende palästinensische Botschafterin Hanania, aber der Film „Via Dolorosa“ zeige den Weg der Schmerzen von dem Ort aus, an dem der christliche Glaube entstanden ist und an dem seine Präsenz heute akut bedroht ist.
Vor der Filmvorführung erklärte Hanania den in den Räumen der Vereinten Nationen in Genf anwesenden diplomatischen Vertretungen und der weiteren Öffentlichkeit im Publikum, dass „Via Dolorosa“ der erste Dokumentarfilm sei, der über die Geschichte des palästinensischen Christentums aus dem Blickwinkel des palästinensischen Volkes selbst erzähle.
„Er erzählt ihre Geschichte, wie sie sie erlebt haben – ohne Verzerrung und ohne etwas auszulöschen. Er ist ein lebendiges Zeugnis für die Rolle der palästinensischen Christinnen und Christen im Ringen um Gerechtigkeit und eine ausdrucksstarke Gegendarstellung für diejenigen, die deren Identität in der nationalen und internationalen Arena ausradieren wollen.“
Weiter sagte sie: „Angesichts der Versuche, unsere Geschichte auslöschen und unser Volk vertreiben zu wollen, stehen wir nun hier, um zu bekunden, dass dieses Land nicht nur ein Relikt der Vergangenheit ist, sondern eine lebendige Identität hat, die niemals zum Schweigen gebracht oder ausgelöscht werden wird.“

S.S. Patriarch Theophilos III.
Ebenfalls am Plenum teilgenommen haben Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay, der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), und S.E. Ibrahim Khraishi, Sonderbotschafter und Generalbevollmächtigter des Staates Palästina in Genf.
Pillay erklärte gegenüber den Versammelten: „Als Ökumenischer Rat der Kirchen stehen wir an Ihrer Seite und an der Seite all jener Menschen, die nach Gerechtigkeit, Frieden und danach streben, dass allen Menschen im Heiligen Land die gleiche Würde und die gleichen Rechte zugestanden werden.“
„Der ÖRK hat wiederholt zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand aufgerufen, um das Blutvergießen und die Zerstörung im Gazastreifen zu beenden und zu ermöglichen, dass die humanitäre Hilfe die Menschen erreichen kann, die diese dringend benötigen.“
Er erklärte, der ÖRK appelliere, dass von allen Seiten anerkannt würde, dass „alle Menschen – Palästinenserinnen und Palästinenser und Israelis, Musliminnen und Muslime, Jüdinnen und Juden und Christinnen und Christen – den gleichen gottgegebenen Wert und die gleiche gottgegebene Würde“ hätten. „Allein auf dieser Grundlage kann ein gerechter und dauerhafter Frieden geschaffen werden.“
„Dementsprechend haben wir auch den Angriff auf Israel vom 7. Oktober verurteilt“, so Pillay.
Er erklärte aber auch, dass die tragischen Ereignisse im Gazastreifen in den vergangenen 16 Monaten und im Kontext der eskalierenden Gewalt im Westjordanland das Gegenteil von Frieden seien – „ein Absprechen und eine Nichtanerkennung der Menschlichkeit des Gegenüber“.

Land der Religion
Botschafterin Khraishi sagte: „Unsere Botschaft aus Palästina, dem Land der Religion, ist eine Botschaft des Friedens und eine Botschaft, die auf den historisch verankerten nationalen und gesetzlichen Rechten des palästinensischen Volkes beruht. Niemand kann uns aus unserem Land vertreiben oder irgendeine Form von Zwangsvertreibung oder ethnischer Säuberung oder Zwangsmigration durchsetzen.“
Der palästinensische Theologe und Gründer und Präsident der Dar al-Kalima Universität in Bethlehem, Pastor Prof. Dr. Mitri Raheb, warnte in der Podiumsdiskussion ebenfalls davor, dass die christliche Präsenz im Gazastreifen ausgelöscht werden könnte.
„Gaza war früher ein wichtiger christlicher Dreh- und Angelpunkt in Palästina“, sagte er und verwies auf ihre Umsiedlung von Gaza in andere Teile des Heiligen Landes.
Der christliche Glaube sei nicht in Rom, Wittenberg oder Canterbury entstanden, betonte er. Er sei in Palästina entstanden.
Mitri warnte vor den Gefahren eines christlichen Zionismus, den er als eine Ideologie beschrieb, „die die Bibel für politische Zwecke als Waffe“ benutze. „Für Israel ist es leichter, wenn dies als Konflikt zwischen jüdischen Gläubigen und muslimischen Gläubigen dargestellt wird.“
Aber, so erklärte er, „ihnen [den christlichen Zionistinnen und Zionisten] sind die christlichen Menschen in Palästina egal“ und auch die jüdischen.
Weiter betonte er: „Es ist an der Zeit, für Frieden in dem Land zu sorgen, in dem der Frieden geboren wurde. Palästina schenkte der Welt Jesus. Es ist höchste Zeit, Palästina Frieden zu schenken.“
Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung (in englischer Sprache)
Via Dolorosa: The Path of Sorrows | Sondervorführung des Dokumentarfilms (in englischer Sprache)
Videointerview: S.S. Patriarch Theophilos III (in englischer Sprache)
Videointerview: I.E. Amira Hanania über ihren Dokumentarfilm „Via Dolorosa: The Path of Sorrows“ (in englischer Sprache)