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Prof. Puleng LenkaBula speaking at the plenary

Prof. Puleng LenkaBula (Evangelisch-Presbyterianische Kirche im südlichen Afrika), Präsidentin und Vizekanzlerin der Universität von Südafrika (UNISA), spricht während einer Begegnung auf dem Pilgerweg im südafrikanischen Kontext während der Zentralausschusstagung des Ökumenischen Rates der Kirchen, die vom 18.–24. Juni 2025 in Johannesburg zum Thema „Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit“ stattfindet.

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Unter der Leitung von ÖRK-Generalsekretär Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay sprachen auf diesen Begegnungen auf dem Pilgerweg Kirchenleitende und Theologen und Theologinnen über die prophetische Rolle der Kirchen im südlichen Afrika beim Kampf gegen das menschenverachtende System der Apartheid. Meilensteine wie das Kairos-Dokument und das Belhar-Bekenntnis waren eine deutliche Kritik an der Komplizenschaft des Staates und der Kirchen mit dem Regime.

Pastor Frank Chicane von der Apostolischen Glaubensmission von Südafrika berichtete über den Kontext, in dem das Kairos-Dokument entwickelt wurde. Chicane, ehemals Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates und Vorsitzender der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, sagte: „Es war nie als Dokument gedacht...   Es entstand aus dem praktischen Erlebnis unseres Kampfes... Es wurde in einer Zeit entwickelt, als Menschen starben und die Menschen fragten: ‚Wo ist Gott?‘ und „Was erwartet Gott von uns?' ” 

Prof. Puleng LenkaBula (Evangelisch-Presbyterianische Kirche im südlichen Afrika), Präsidentin und Vizekanzlerin der Universität von Südafrika, stellte tiefgehende Fragen zur kirchlichen Theologie und zur Gesellschaft. Sie wies darauf hin, dass diejenigen, die dieses repressive System, die Gewalt und die Ungerechtigkeit den Menschen in Südafrika aufgezwungen hatten, selbst Menschen christlichen Glaubens waren, und forderte die Teilnehmenden auf, darüber nachzudenken, „zu welchem Zweck und in welcher Weise wir theologisch arbeiten.“ Sie erinnerte die Podiumsgäste daran, dass zur Mission Gottes auch „konkrete Solidaritätsaktionen“ gehörten. 

Bischof Sithembele Sipuka, Präsident des Südafrikanischen Kirchenrates und Bischof der römisch-katholischen Kirche, erklärte, die Rolle der Kirche bestehe darin, sich auch in Zukunft in Initiativen für eine gerechte politische Führung zu engagieren. „Demokratie bedeutet nicht, alle paar Jahre zu wählen und dann die Menschen nicht zur Verantwortung zu ziehen.“ 

In den Diskussionen wies Jacques Heymans als junger Berater darauf hin, dass das Kairos-Dokument „nicht nur eine Form des Protests war, sondern ein theologischer Aufschrei gegen ein System, das sich selbst als Camouflage einer religiösen Sprache bediente, während es gleichzeitig das Leben der Armen zerschmetterte.“ Er fragte: „Wird die Kirche in diesem neuen Kairos-Moment ihren Umgang mit Systemen bereuen, die ihre eigene Jugend zum Schweigen bringen und an den Rand drängen?“

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Father Michael Lapsley speaking

Pater Michael Lapsley (Anglikanische Kirche des südlichen Afrika) und Gründer des „Institute for Healing of Memories“ (Institut zur Heilung der Erinnerungen), spricht während einer Begegnung auf dem Pilgerweg im südafrikanischen Kontext, die im Rahmen der Zentralausschusstagung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Johannesburg, Südafrika vom 18.–24. Juni 2025 stattfindet.

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Pater Michael Lapsley, Priester der Anglikanischen Kirche des südlichen Afrika, berichtet darüber, dass er als Opfer einer an ihn gerichteten Briefbombe 1998 auch zur eigenen Traumabewältigung das Institut zur Heilung der Erinnerung gegründet und damit einen Beitrag zur psychologischen, emotionalen und ökonomischen Heilung in Südafrika und jetzt weltweit geleistet hat. 

Lapsley wies darauf hin, dass patriarchale und geschlechtsspezifische Gewalt die ältesten Wunden der Menschheit seien, erwähnte aber ebenfalls die Wunden infolge von Rassismus, Völkermord, Kolonialismus, Gier, Materialismus, Klimazerstörung und anderen Ungerechtigkeiten. Mit Hinweis auf Palästina, Gaza und andere Kriegsschauplätze nahm er die weltweite Kirche in die Pflicht und sagte: „Man wird uns einmal fragen, was wir während des Völkermordes unternommen haben, und nicht, was wir in unseren Erklärungen geschrieben haben.“ Lapsley forderte die Kirchen auf, sich weniger mit der rechten Lehre, dafür aber mehr mit der rechten Praxis zu befassen.

Während der Podiumsdiskussion fragte der Gesprächsleiter die südafrikanischen Kirchenoberhäupter, wie sie das Thema Versöhnung in ihren jeweiligen Kontexten behandelten.

Pastor Dr. Gustav Claassen von der Holländisch Reformierten Kirche wurde zum Narrativ des Genozids an weißen Farmerfamilien in Südafrika befragt. Er antwortete: „Dies ist eine weit hergeholte und politisierte Behauptung. Die sehr hohe Anzahl von Farmern, die ermordet werden, ist auf die statistisch gesehen extrem hohe Gewalt in unserem Land zurückzuführen.“

Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion wiesen darauf hin, dass das Belhar-Bekenntnis Gott in einer sehr speziellen Beziehung zu den Armen und an den Rand gedrängten Menschen sehe, und dass die Kirche dort stehen sollte, wo Gott stehe. Sie warnten davor, Heilung als Vorgang aus der Mitte der Gesellschaft anzusehen oder Menschen vorzuschreiben, wie sie ihren eigenen Schmerz erleben sollen. Die Podiumsgäste wiesen ebenfalls darauf hin, wie wichtig Gerechtigkeit für die zum Verstummen gebrachten Stimmen wie die der Herero sei, der Menschen aus dem Matabeleland und anderen Orten der Gewalt und des Genozids.

Die Teilnehmenden wurden aufgefordert, sich theologisch mit ihren jeweiligen Kontexten auseinanderzusetzen, sich durch die Erfahrungen in Südafrika inspirieren zu lassen und herauszufinden, wie die Kirche weiterhin ein Hoffnungsträger für Gerechtigkeit und Heilung in einer zerbrochenen Welt sein kann. 

 ÖRK-Zentralausschuss, Juni 2025

Videoaufzeichnung der Zentralausschusstagung, Tag 2

Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses: „Wir werden unseren Pilgerweg fortsetzen, beten und Gerechtigkeit üben“ (ÖRK-Pressemitteilung, 18. Juni 2025)

ÖRK-Generalsekretär: Trotz vieler Kämpfe in der Welt Mut zur Hoffnung haben (ÖRK-Pressemitteilung, 18. Juni 2025)

ÖRK-Zentralausschusstagung wird von afrikanischen Kirchen willkommen geheißen (ÖRK-Pressemitteilung 19. Juni 2025)

Tägliche Livestream-Sitzungen

Fotos: ÖRK-Zentralausschuss 2025

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South Africa panellists

Kirchenführer und Bürgerrechtler Pastor Frank Chicane von der Apostolischen Glaubensmission von Südafrika spricht während einer Begegnung auf dem Pilgerweg im südafrikanischen Kontext, die im Rahmen der Zentralausschusstagung des ÖRK in Johannesburg, Südafrika vom 18.–24. Juni 2025 stattfindet. Zur Podiumsgruppe zählten ebenfalls Prof. Puleng LenkaBula (Evangelisch-Presbyterianische Kirche im südlichen Afrika), Präsidentin und Vizekanzlerin der Universität von Südafrika, und Bischof Sithembele Sipuka, Präsident des Südafrikanischen Kirchenrates und Bischof der römisch-katholischen Kirche.

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