In einem Interview mit dem ÖRK-Kommunikationsdienst erläuterte Halabi die Rolle der Kunst bei der Bekräftigung von Gerechtigkeit und Menschenwürde.
F. Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Halabi: Ich gehöre der Maronitischen Kirche im Libanon an, bin Koordinator für den Nahen Osten im Ökumenischen Aktionsbündnis von und für Menschen mit Behinderungen, Psychotherapeut, Paartherapeut und Rollstuhltänzer. Außerdem moderiere ich Fernseh- und Radio-Talkshows und trete häufig an renommierten Universitäten und im zivilgesellschaftlichen Bereich als Gastreferent und Diskussionsleiter auf dem Gebiet zwischenmenschliche Beziehungen auf.
F. Was hat Sie dazu inspiriert, Rollstuhl-Tänzer zu werden?
Halabi: Ich hatte schon immer den Traum, eine Tanzgruppe zusammenzustellen, in der Menschen mit und ohne Behinderungen miteinander tanzen können, um die Inklusion voranzutreiben. Dieser Traum wurde 2009 wahr, als ich zusammen mit meiner damaligen Tanzpartnerin auf dem ersten internationalen Salsa-Festival, das im Libanon stattfand, den ersten Rollstuhltanz aufführte. 2010 traten wir mit dem Tanz „Wheels on Fire“ in Zypern auf und das war die Geburtsstunde der „Botschafterinnen und Botschafter der Freude und Hoffnung: vom Libanon in die Welt“. 2015 vertraten wir den Libanon auf dem Weltcup für lateinamerikanische Tänze in Miami.
F. Auf welche Hindernisse stoßen Menschen mit Behinderungen in ihrem Bemühen um Inklusion in Kirche und Gesellschaft?
Halabi: Es gibt viele Hindernisse. Die größten sind wohl irreführende Theologien und kulturelle Glaubensvorstellungen. Durch sie werden viele Menschen mit Behinderungen stigmatisiert und ausgegrenzt. Sie können ihre Gaben nicht wie andere Menschen in vollem Umfang in Kirche und Gesellschaft einbringen. Das ist der Hintergrund für die Entstehung der beiden theologischen Erklärungen des ÖRK zu Behinderung „Eine Kirche aller und für alle“ und „Ein Geschenk des Daseins: Berufen, eine Kirche aller und für alle zu sein“, um innerhalb der Kirchen den Dialog über Aspekte der Behinderung zu fördern.
F. Wie kann die Kirche Kunst nutzen, um Gerechtigkeit und Menschenwürde für alle zu bekräftigen?
Halabi: Ich glaube, dass Kunst ein stärkeres Mittel zur Vermittlung einer Botschaft sein kann als jeder mündliche Vortrag. Kunst ist eine Bezeugung für den Reichtum der menschlichen Natur und der menschlichen Gaben. Sie verleiht uns eine Stimme, mit der wir die Stigmatisierung, die Ausgrenzung und die Entmachtung ansprechen können, die unsere Welt prägen. Möge die Kirche die Kunst nutzen, um plakativ die Wahrheit über die Ungerechtigkeiten in ihrer Mitte zu verkünden und der ganzen Menschheit Freude und lebendige Hoffnung zu bringen.
Livestream von der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland
Fotos von der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland