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A view from St. Peter's square during funeral of Pope Francis on 26 April.

Ein Blick auf den Petersplatz während der Beisetzungsfeier für Papst Franziskus am 26. April. 

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* Von Philippa Hitchen

Unter den unzähligen Menschen, die sich am 26. April im Vatikan versammelt hatten, um für das Leben und Wirken eines Mannes Dank zu sagen, der danach trachtete, Brücken zwischen den Menschen aller Glaubensrichtungen und aller Gesellschaftsschichten zu schlagen, befanden sich auch der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Bischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und ÖRK-Generalsekretär Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay.

Kurz nach 10 Uhr morgens wurde der Sarg mit dem Leichnam des Papstes von über einem Dutzend Sargträgern langsam das Mittelschiff des Petersdoms entlang und auf den Petersplatz getragen, der sich bereits seit der Morgendämmerung mit Menschen gefüllt hatte. Geschätzte 250 000 Menschen drängten sich auf dem Platz und weitere 150 000 füllten die umliegenden Straßen in Richtung Tiber.

Unter einem wolkenlosen, blauen Himmel wurde der Sarg vor einem erhöhten Altar abgesetzt, während in rote Gewänder gehüllte Kardinäle und schwarzgekleidete Würdenträger in Sitzreihen zu beiden Seiten Platz nahmen. Nahebei hatten ökumenische Partner, darunter Patriarch Bartholomaios, und Vertreter verschiedener orthodoxer, anglikanischer und protestantischer Kirchen Platz genommen, ebenso wie mehrere Tausend Priester, die zu einer gemeinsamen Messe mit den Kardinälen und Bischöfen angereist waren.

Kardinal Re sprach über die ungezwungene Art des Papstes und sein „Charisma, das einem das Gefühl gab, willkommen zu sein und gehört zu werden“. Er sagte „die Welle an Zuneigung, die wir in den letzten Tagen erlebt haben [...] zeigt uns, wie sehr das tiefsinnige Pontifikat von Papst Franziskus die Gedanken und Herzen berührt hat.“ Er erinnerte an den letzten Auftritt des Pontifex am Ostersonntag, als dieser „trotz seiner schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme uns unbedingt vom Balkon des Petersdoms seinen Segen erteilen“ und die auf dem Platz darunter versammelte Menge begrüßen wollte.

Immer wieder vom Applaus der Menge begleitet sprach der Kardinal von der „deutlichen missionarischen Vision“ des Papstes in seinem Streben, „die Frohe Kunde des Evangeliums zu verbreiten“. Er wies auf die „Gesten und apostolischen Schreiben zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen“ des argentinischen Pontifex hin ebenso wie auf „seine beharrliche Forderung, sich für die Armen einzusetzen“. Er erwähnte Franziskus‘ erste Reise als Papst, die ihn auf die Insel Lampedusa geführt hatte, sowie dessen Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos zusammen mit Patriarch Bartholomaios und die von ihm geleitete Eucharistiefeier an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten.

Der religionsübergreifende Dialog sei ein weiteres Markenzeichen dieses zwölf Jahre währenden Pontifikats gewesen, sagte der Kardinal und verwies auf die 2021 erfolgte Reise des Papstes in den Irak, wo er sich mit Oberhaupt der Schiiten, Ayatollah Ali al-Sistani, in der Heiligen Stadt Nadschaf getroffen hatte. Bis ganz zum Ende seines irdischen Wirkens, so der Kardinal, habe Papst Franziskus danach gestrebt, Gottes Liebe und Gnade bis zu „den alleräußersten Rändern der Welt“ zu bringen.

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WCC GS and WCC moderator

Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay, ÖRK-Generalsekretär, und Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ÖRK-Vorsitzender, auf der Beisetzung von Papst Franziskus.

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Für diesen Papst hätten die Themen Brüderlichkeit, Solidarität und eine Kultur der Begegnung höchste Priorität genossen, betonte Kardinal Re und erinnerte an die päpstliche Enzyklika Fratelli Tutti und das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“, welches der Papst gemeinsam mit dem Großimam von Al-Azhar, Scheich Ahmed el-Tayeb bei einem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet hatte. Die Sorge um die kommenden Generationen und die Zukunft des Planeten standen im Brennpunkt seiner Enzyklika Laudato Si‘, mit der er die Aufmerksamkeit „auf unsere Verpflichtungen und unsere Verantwortung gegenüber unserem gemeinsamen Haus“ lenkte, fügte der Kardinal hinzu.

Bedford-Strohm brachte zum Ausdruck, dass Papst Franziskus den Menschen christlichen Glaubens und allen Menschen guten Willens rund um die Welt mit Dankbarkeit und Liebe in Erinnerung bleiben wird.

„Während seiner gesamten Amtszeit stellte Papst Franziskus eine prophetische Stimme für die heutige Zeit dar“, sagte Bedford-Strohm. „Sein Zeugnis des Evangeliums, sein von Herzen kommender Ruf nach christlicher Einheit und seine unermüdliche Fürsprache für die an den Rand Gedrängten und Marginalisierten haben der internationalen christlichen Gemeinschaft einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt.“

Eingedenk dessen, auf welche Weise diese Schwerpunkte bei Papst Franziskus‘ „vielen Verbündeten und Bewunderern in der ökumenischen Bewegung und der weltweiten Gemeinschaft des ÖRK Anklang fanden“, sagte Pillay, sein Pontifikat sei „ein großes Geschenk an die ökumenische Bewegung“ gewesen. Er fügte hinzu, der Papst sei „ein engagierter Mitstreiter in unserem Streben nach christlicher Einheit und Versöhnung sowie eine prophetische Stimme für den Frieden, die Umwelt und Gerechtigkeit an allen Orten“ gewesen.

Zum Abschluss der Messe wurde der Sarg auf ein verdeckloses Papstmobil gestellt und durch das Stadtzentrum zur Basilika Santa Maria Maggiore gefahren, der ältesten Kirche in Rom, die der Mutter Gottes geweiht ist. Die Basilika und das antike Bildnis der Jungfrau mit dem Kinde nahmen einen besonderen Platz im Herzen von Papst Franziskus ein, der die Stätte zu Lebzeiten viele Male besucht hatte. Jedes Mal, wenn er zu einer päpstlichen Reise aufbrach sowie bei seiner Rückkehr, hielt er dort für einen Moment an, um zu beten. In seinem Testament bat er darum, dass für ihn eine einfache Grabstätte hergerichtet wird. Dazu solle weißes Gestein aus der nördlichen Region Italiens verwendet werden, aus der auch seine Familie ursprünglich stammt.

Als der Sarg ins Innere der Basilika getragen wurde, wartete dort eine Gruppe ortsansässiger Obdachloser, Migrantinnen und Migranten sowie anderer marginalisierter Menschen darauf, dem Papst einen letzten Abschiedsgruß zu entbieten, eine passende Ehrenbezeugung für ein Kirchenoberhaupt, das alle Welt lehrte, „niemand könne ausgeschlossen sein“ von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes.

Philippa Hitchen ist Kommunikationsdienstmitarbeiterin beim Lutherischen Weltbund und hat davor 30 Jahre lang als Journalistin für Radio Vatikan gearbeitet. Sie berichtet aus Rom.

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