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Anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober ermutigt Hanbeet Rhee, Mitglied im Ökumenischen Jugendrat in Korea und in der ECHOS-Kommission für die Jugend in der ökumenischen Bewegung des Ökumenischen Rat der Kirchen, dazu, sich um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern, und berichtet über ihre persönlichen Erfahrungen damit, wie wichtig die psychische Gesundheit ist.

„Als ich 22 Jahre alt war, haben sich drei meiner Freunde das Leben genommen“, erinnert sich Rhee. „Und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte.“

In ihrer Kirchengemeinde habe sie anderen Gemeindemitgliedern von den traurigen Ereignissen erzählt. „Aber ich habe nicht in ausreichendem Maße die Hilfe und Unterstützung bekommen, die ich gebraucht hätte“, sagt sie. „Sie haben mir gesagt, ich solle mehr in der Bibel lesen, mehr beten und mich voll und ganz auf Gott konzentrieren.“

Vier Jahre später hatte sie dann psychische Erkrankungen wie Depressionen und eine Panikstörung entwickelt, aber es war schwer für sie, diese Erkrankungen allein zu erkennen, und es fiel ihr noch schwerer, sich diese auch einzugestehen. „Deshalb wusste ich immer noch nicht, was ich tun oder welche Entscheidungen ich treffen sollte“, erzählt sie. „Also machte ich einfach so weiter mit meinem Leben, wie bisher – bis die Finsternis in meinem Herzen mich komplett verschlungen hatte.“

Rhee sagt, ihr Leben sei ein „Grau in Grau“ gewesen. Sie konnte einfach nichts Schönes oder Fröhliches in ihrem Leben mehr erkennen – und das obwohl ihr Name auf Koreanische „großes Licht“ bedeutet.

Aber ihre Freunde haben nicht aufgegeben. „Sie haben mir geraten, einen Therapeuten oder Arzt aufzusuchen und mir dort Hilfe zu holen“, erzählt sie. „Und weil ich wusste, dass sie mich lieben, habe ich ihren Rat schließlich befolgt.“

Und dann wurde alles schnell besser. „Die Fachleute haben mir wirklich sehr geholfen!“, berichtet sie. „Ich bin noch nicht geheilt, weil ich sehr spät angefangen habe, mich behandeln zu lassen, aber mir geht es sehr viel besser.“

Eine ihrer Freundinnen aus der ökumenischen Bewegung hat einmal zu ihr gesagt: „Hanbeet, die Welt, die Gott geschaffen hat, ist eine wunderbar bunte Welt. Wenn für dich im Moment auch alles grau ist oder schwarz oder du nur andere dunkle Farben sehen kannst, bedeutet das aber trotzdem ganz sicher, dass die warmen und leuchtenderen Farben eines Tages in dein Leben zurückkehren werden. Bitte hab‘ Geduld!“

Heute hat Rhees Welt wieder bunte Farben angenommen und sie erzählt anderen von ihren Erfahrungen, um ihnen Mut zu machen. „Wenn die dunklen Farben im Moment in eurem Leben vorherrschen, seid gewiss: Das Leben ist bunt!“, sagt sie. „Bitte gebt die Hoffnung nicht auf, dass auch euer Leben schon bald wieder bunt sein wird; ich werde für euch beten!“

Kirchen und psychische Gesundheit

Joy Eva Bohol, ÖRK-Programmreferentin für die Einbeziehung junger Menschen, ist überzeugt, dass es für Kirchen und Glaubensgemeinschaften unerlässlich ist, sich mit dem Thema psychische Gesundheit zu beschäftigen.

„Unsere psychische Gesundheit und unser psychisches Wohlergehen sind wichtig [AH1] für unser spirituelles Wohlergehen“, sagt sie. „Der Anteil von Menschen, die unter psychischen Problemen leiden, ist bei jungen Erwachsenen heute höher als in jeder anderen Altersgruppe.“

Angesichts von Industrialisierung, Klimawandel, Migration, Globalisierung und der COVID-19-Pandemie müsse dem Thema psychische Gesundheit noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, so Bohol. „Gleichzeitig gibt es viele junge Psychologie-Fachleute, die die Kirchen im Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit gerne unterstützen und begleiten wollen und können“, sagt sie.

„Die Kirchen müssen die Stigmatisierungen rund um psychische Gesundheit beenden und offene Räume schaffen, in denen neben seelsorgerischem Beistand in den Gemeinden eben auch psychische Gesundheitsfürsorge angeboten wird“, mahnt Bohol. „Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass Christus uns aufgerufen hat, ein Ort für Heilung und ein Ort der gegenseitigen Akzeptanz zu sein.“

Jugend in der ökumenischen Bewegung

Health-Promoting Churches: Reflections on Health and Healing for Churches on Commemorative World Health Days (ÖRK-Publikation in englischer, französischer und spanischer Sprache zum Download)