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a golden cross at the Chapel of the Ecumenical Centre in Geneva, Switzerland

Photo: Nikos Kosmidis/WCC 

Unter dem Titel „Alles wegen der Religion! Religion, Gewalt und das Gebot der Transfiguration“ befasste sich Amos in ihrem Referat mit einem wichtigen Thema unserer heutigen Welt: die zunehmende Gewalt und ihre Verbindung zur Religion. 

Die Bibelwissenschaftlerin interessiert sich besonders für die Schnittstelle zwischen interreligiösen Anliegen und biblischen Studien, was zum Teil auf die Jahre zurückzuführen ist, die sie in Jerusalem und später in Beirut verbracht hat.

„Es wäre ein Fehler zu behaupten, dass die derzeitigen Kriege zwischen Russland und der Ukraine oder in Israel und im Gazastreifen nur auf die Religion zurückzuführen sind. Ebenso falsch wäre es aber zu erklären, die Religion spiele bei diesen beiden Konflikten, die derzeit die internationalen Nachrichten beherrschen, keine Rolle“, sagte Amos. „Religiös motivierte Gewalt kommt nicht nur in weit entfernten Teilen der Welt vor. Das Phänomen kann auch in Großbritannien und Irland auftreten, und dies nicht nur in Bezug auf Streitigkeiten, die ihren Ursprung weit weg haben und auf die Inseln importiert werden. Religion spielte bei im Innern entstandenen Spannungen zumindest bis vor kurzem eine Rolle, wenn auch verflochten mit dem Nationalismus oder anderen Faktoren.“

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Clare Amos, during a World Council of Churches event, Ecumenical Centre, Geneva, Switzerland, 2017, Photo: Albin Hillert/WCC

Clare Amos während einer Veranstaltung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Ökumenisches Zentrum, Genf, Schweiz, 2017, Foto: Albin Hillert/ÖRK

Um bei der Friedenskonsolidierung eine konstruktive Rolle zu spielen, müsse eine Glaubensgemeinschaft offen sein für Selbstkritik, so Amos. „Ich glaube, dass wir im Rahmen des interreligiösen Engagements das Recht und die Pflicht haben, Gläubige anderer Religionen aufzufordern, mögliche gewalttätige Tendenzen in ihrem Glauben einzugestehen. Dieses Vorgehen ist aber nur dann integer, wenn wir auch bereit sind, die Fehlbarkeit und die Schwächen unseres eigenen Glaubens einzugestehen“, sagte sie. „Dies muss unser Ausgangspunkt sein.“

Amos wies auf zwei weitere Pflichten hin. „Erstens dürfen wir uns nicht mit Menschen anderer Glaubensrichtungen zusammentun, die nicht bereit sind, anzuerkennen, dass auch ihre Religion sich solcher Fehler schuldig machen kann, auch wenn es manchmal politisch einfacher wäre, zu schweigen“, sagte sie. „Und zweitens müssen wir uns bemühen, eingehend nach neuen Ressourcen zu suchen, die unsere Religion zur Überwindung von Gewalt und zum Aufbau von Frieden beitragen kann.“

Das alljährliche Referat ist nach dem ehemaligen Generalsekretär von Churches Together in Britain and Ireland benannt.

 

Weitere Informationen über die interreligiöse Arbeit des ÖRK

„Neueste Ausgabe der interreligiösen ÖRK-Zeitschrift befasst sich mit Geschlechtergerechtigkeit“ (ÖRK-Pressemitteilung, 2. Mai 2024) (in englischer Sprache)