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Dr. Camilo González Posso, Leiter der Delegation der kolumbianischen Regierung in der Dialogrunde mit EMC FARC-EP, und Tomas Ojeda, Vertreter der Delegation von EMC FARC-EP und Leiter von deren Abteilung für internationale Beziehungen.

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Der Vorsitzende des ÖRK, Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Plenum als einen Höhepunkt der Exekutivausschusstagung. „Die Regierung und die Guerrilla in einem direkten und friedlichen Austausch zu sehen, nährt die Hoffnung in mir, dass es eine Chance auf Frieden gibt“, erklärte er. „Es war beachtenswert, dass sowohl die Regierung als auch die Guerrilla bekräftigt haben, dass der ÖRK und die beteiligten örtlichen Kirchen eine sehr wichtige Rolle in dem Friedensprozess spielen können.“

Die Plenarsitzung sei nicht nur aus Sicht des ÖRK-Leitungsgremiums eine historische Veranstaltung gewesen, sondern auch in den Augen des kolumbianischen Volkes ein Meilenstein, unterstrich Pastorin Vilma Yanez von der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien, die auch Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss ist. 

„Es ist ein historischer Moment für Kolumbien und wird ein historischer Moment für den ÖRK sein, daher danken wir Ihnen für Ihr Führungswirken und für Ihre engagierte Bereitschaft, unser wunderschönes Land in seinem Streben nach einem gerechten Frieden zu begleiten und zu unterstützen“, sagte sie. „Wir wissen, dass es nicht einfach ist, hierher zu kommen, sie müssen in Bezug auf Ihre Arbeit und Familie Opfer bringen – aber es ist die einzige Möglichkeit, die komplexe Situation in unserem Land wirklich zu verstehen.“

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Rev. Milton Mejia and Rev. Vilma Yanez

Pastor Milton Mejia, Koordinator von DiPaz, und Pastorin Vilma Yanez von der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien, die auch Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss ist.

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Prozess des Wandels

Sie fügte hinzu, dass die Gegenwart des Ökumenischen Rates der Kirchen in Kolumbien der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien einen engeren Kontakt mit der Regierung, mit Botschaften von anderen Ländern und mit anderen Kirchen ermögliche, um damit die Einheit im Streben nach dem erhofften Frieden zu unterstützen. „Was wir heute unternehmen wird wie der Flügelschlag eines Schmetterlings sein – die Bewegung wird unerwartete Ziele erreichen und Krieg und Konflikte in Frieden verwandeln“, erklärte sie. 

Weil sie Pastorin sei, habe Yanez auch eine Vorstellung, wie sich der Friedensprozess vor Ort weiterentwickeln wird, denn sie arbeite auch als pädagogische Fachkraft mit Kindern und Jugendlichen.

„In meiner Funktion als Pastorin habe ich meine Kirche animiert, in zwei besonders vulnerablen Stadtteilen – die von Armut und fehlenden Möglichkeiten für Gesundheitsfürsorge, Bildung und menschenwürdige Arbeit geprägt sind, was zu einem Nährboden für Gewalt, Bandenkriminalität, Drogenkonsum und so weiter geworden ist, – ein Programm aufzusetzen, und ich habe dabei auch eine Führungsrolle übernommen“, berichtete sie.

Louise Wilson, die stellvertretende Leiterin der irischen Botschaft in Kolumbien, sagte, es sei eine Ehre, eine Rolle in dem Friedensprozess zu spielen. „Wir engagieren uns hier seit vielen Jahren für Frieden“, erklärte sie und fügte hinzu, dass sie eine praktische Umsetzung des Friedensabkommens von 2016 sehr begrüßen würde. 

„Wir haben unsere volle Unterstützung für den Friedensprozess der Regierung zum Ausdruck gebracht“, sagte Wilson. „In unseren Augen ist Dialog die einzige Lösung und wir freuen uns, das zu unterstützen, wo und wie auch immer wir können.“

Wilson erklärte, dass sie um die vielen Herausforderungen und Hürde wüsste, dass aber auch der Wille für Frieden bei sehr vielen Beteiligten groß sei. „Wir hoffen, zu einem Abschluss zu kommen, der am Ende den Menschen vor Ort nützt.“

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Louise Wilson, deputy head of the Mission of Ireland in Colombia

Louise Wilson, stellvertretende Leiterin der irischen Botschaft in Kolumbien.

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Die einzige Chance auf Frieden

Raúl Rosende, stellvertretender Repräsentant der UN-Mission in Kolumbien, betonte, dass Dialog und Verhandlungen die einzige Chance auf Frieden darstellten. 

„Zwang hat auf humanitärer Ebene und für die Menschen einen hohen Preis“, erklärte er. „Und er bietet keine Aussicht auf Erfolg. Er führt nicht zu einer Lösung des Konflikts und wird die Gewalt nicht beenden.“

Früher habe es in der kolumbianischen Gesellschaft den Grundsatz gegeben, dass „nichts ausgemacht ist, bis nicht alles ausgemacht ist“, was bedeuten würde, dass eine Implementierung von Frieden erst angegangen werden könne, wenn auch das letzte Abkommen mit den bewaffneten Gruppen erzielt ist. 

„Das gilt aber nicht mehr“, sagt Rosende. „Auf dem Weg des Dialogs, der Verhandlungen, den wir gerade zusammen mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen beschreiten, geht es darum, vorläufige, einstweilige Vereinbarungen zu erzielen und umzusetzen. Und sie werden umgesetzt. Das ist vor allem in Bezug auf die Territorien und in Bezug auf die Landrechte – Grund und Boden für die armen landwirtschaftlichen Familien – von elementarer Bedeutung.“

Rosende kommentierte auch die Präsenz der Kirchen vor Ort. „Sie sind in Regionen und an Orten, wo sonst niemand ist – mindestens jedenfalls der Staat nicht“, erklärte er. „Wenn man also Initiativen anstoßen möchte, gibt es Pastorinnen und Pastoren, Kirchen, Priester... dadurch haben die Friedensinitiativen eine Chance. Und dann ist da noch der Aspekt Legitimität. Wenn Kirchen an konkreten Initiativen mitwirken oder darin eingebunden sind, neigen die Menschen und Gemeinwesen eher dazu, Ihrer Rolle Vertrauen entgegenzubringen.“

Grundlage für die Plenarsitzung war die Rolle des ÖRK als dauerhafter Begleiter am Runden Tisch für die Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der Estado Mayor Central der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee (FARC-EP).

Der ÖRK-Exekutivausschuss tagte vom 6. bis 11. Juni in Bogotá, Kolumbien. Das Leitungsgremium befasste sich nicht nur mit den geschäftlichen Angelegenheiten des ÖRK, sondern auch mit dem Leben und dem Zeugnis der Kirchen auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit.

Fotos von der ÖRK-Exekutivausschusstagung in Kolumbien

Ein Sonntag in Bogotá: ÖRK-Exekutivausschuss versammelt sich in Gebet und Reflexion (Feature-Artikel des ÖRK, 10. Juni 2024)

ÖRK-Vorsitzender ruft dazu auf, „in den Kämpfen der Welt Stellung zu beziehen und Zeichen der Hoffnung zu setzen“ (ÖRK-Pressemitteilung, 5. Juni 2024)

ÖRK-Generalsekretär an Exekutivausschuss: „Es besteht alles in Christus“ (ÖRK-Pressemitteilung, 5. Juni 2024)

ÖRK-Exekutivausschusstagung in Kolumbien: Fokus auf Leben und Zeugnis der Kirchen (ÖRK-Pressemitteilung, 05. Juni 2024)

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Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay, ÖRK-Generalsekretär, und Monsignor Lizardo Estrada Herrera, Generalsekretär der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM).

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