Auf der in Genf am 21. Mai veranstalteten Konferenz „Gemeinsam den Frieden fördern“ haben religiöse Führungspersönlichkeiten mit zwei historischen Erklärungen in den Mittelpunkt gestellt, die sich mit der Friedensarbeit befassen Die erste, „Die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, war im Februar gemeinsam von Seiner Heiligkeit Papst Franziskus und dem Großimam der al-Azhar-Moschee, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, unterzeichnet worden. Die zweite, „Friedenserziehung in einer multireligiösen Welt: eine christliche Perspektive“, gemeinsam verfasst vom Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), wurde offiziell auf der Konferenz präsentiert.
Anne Glynn-Mackoul, Leiterin der Eröffnungsveranstaltung und Mitglied des ÖRK-Exekutivausschusses und Vertreterin des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien und dem gesamten Morgenland (USA), bedankte sich bei den anwesenden Delegierten, die durch eine gemeinsame Vorstellung von Friedensarbeit inspiriert seien.. „Heute werden wir uns gemeinsam mit zwei Dokumenten befassen, die jedes für sich mit überzeugender Stringenz die Möglichkeit für Frieden bekräftigen“, sagte sie.
Die beiden Erklärungen, so fügte Glynn-Mackoul hinzu, „helfen uns jede in ihrer eigenen Weise, Religionen nicht als Festungen zu betrachten, die verteidigt werden müssen, sondern als Quellen für das Gedeihen allen Lebens.“
In seiner Eröffnungsansprache wandte sich ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit an seine Zuhörerschaft und bezeichnete sie als seine Brüder und Schwestern. „Das ist eine einfache Begrüßung, aber darin liegt eine schöne und radikale Wahrheit – eine Wahrheit, die sowohl befreiend als auch sehr fordernd ist“, sagte er. „Wenn wir hier in unserem ökumenischen Zentrum feiern, dann tun wir das als Mitglieder der einen Menschheitsfamilie. Als menschliche Wesen stehen wir zu anderen Menschen in einer Beziehung, und Gott ruft uns auf, gemeinsam als Familie zu leben. Das bedeutet auch, dass wir zusammen in Gerechtigkeit und Frieden leben müssen.
„Wir müssen uns aktiv daran beteiligen, Frieden zu allen Menschen zu bringen. Brüderlichkeit unter den Menschen zu feiern, ist eine Gabe, eine Aufgabe, ein göttlicher Ruf“, fügte Tveit hinzu.
Bischof Miguel Ayuso Guixot, Weihbischof von Luperciana und Sekretär des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, sagte, dass Papst Franziskus schon immer die Menschen aufgefordert habe, eine Kultur des Dialogs durch gegenseitigen Respekt und Freundschaft zu fördern. „Das zeigt, wie weit wir uns schon aufeinander zubewegt haben, ist aber gleichzeitig auch ein Ausgangspunkt“, sagte er. „Wir haben hier eine neue Dynamik, die dazu führt, dass wir uns nicht nur von Angesicht zu Angesicht begegnen, sondern dass wir Seite an Seite stehen und gemeinsam nach vorne schauen, um uns für Frieden und Koexistenz und für eine gemeinsame Zukunft einzusetzen.“
Brüderlichkeit, so fügte Guixot hinzu, „bedeutet, dass menschliche Beziehungen aus der eigentlichen tiefen Bedeutung von Familie, Schwester und Bruder heraus entstehen, und das ist mehr als nur Kameradschaft oder Freundschaft.“
Erzbischof Ivan Jurkovič, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Behörden der Vereinten Nationen in Genf, äußerte sich zur Bedeutung der Förderung des Dialogs in einer globalen Gemeinschaft. „Die Verflechtungen unserer heutigen globalisierten Welt werden jeden Tag immer offensichtlicher“, sagte er.
Aalya Al Shehhi, die in der ständigen Vertretung der Arabischen Emirate bei den Vereinten Nationen in Genf tätig ist, erklärte, die Konferenz sei wichtig und zum richtigen Zeitpunkt veranstaltet worden. „Beide Erklärungen werden sich positiv auf unsere Gespräche auswirken“, sagte sie „und uns dabei helfen, die internationale Gemeinschaft dazu aufzurufen, den Wert einer friedlichen Koexistenz neu zu entdecken.“ Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Konferenz ein echter Fortschritt wird.“
Die Zusammenarbeit zwischen dem Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und dem Büro für interreligiösen Dialog und Zusammenarbeit des ÖRK geht auf das Jahr 19777 zurück. Im Rahmen ihres gemeinschaftlichen Engagements haben beide Büros bisher an mehreren interreligiösen Projekten gearbeitet, darunter Interreligiöse Gebete (1994), Betrachtungen über interreligiöse Ehen (1997) und Christliches Zeugnis in einer interreligiösen Welt: Empfehlungen für einen Verhaltenskodex (2011)
Die Veranstaltung am 21. Mai war ein Meilenstein der beständigen gemeinsamen Initiativen des ÖRK und des Päpstlichen Rates zur Stärkung der ökumenischen Beziehungen durch die Förderung des interreligiösen Dialogs.
Erziehung zum Frieden in einer multireligiösen Welt: Eine christliche Perspektive”
Livestream-Video der Veranstaltung