Die Veranstaltung wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Joint Learning Initiative on Faith and Local Communities organisiert und war eine Wiederaufnahme des Appells vom Mai 2022 „Klimaverträgliche Finanzen – ein moralisches Gebot gegenüber Kindern“.
Die Initiative um das moralische Gebot gehe Hand in Hand mit den Zielen des kommenden UN-Zukunftsgipfels im September 2024, sagte Dr. Iyad Abumoghli, Direktor und Gründer der Faith for Earth Coalition beim UNEP.
„Extreme Wetterereignisse, die eine Folge des unkontrollierten Verbrauchs fossiler Brennstoffe sind, führen zu einer direkten Gefährdung der Gesundheit, Sicherheit und der Zukunftschancen unserer Kinder“, sagte Abumoghli und fügte hinzu, dass die psychische Last, in einer durch Klimawandel immer angeschlageneren Welt zu leben, junge Menschen stark belaste und sich negativ auf ihre psychische Gesundheit und ihre Entwicklung auswirke.
Religiöse Akteure seien besonders wichtig, um einen Wandel in Richtung verantwortungsbewusste Bankgeschäfte herbeizuführen, sagte Abumoghli. „Akteure, die aus dem Glauben heraus handeln, genießen in ihrer Gemeinschaft großes Vertrauen und haben daher die moralische Autorität und den Einfluss, einen bedeutenden Wandel herbeizuführen. Ihre Handlungen können Einzelpersonen und Organisationen dazu bringen, die ethischen Auswirkungen ihrer finanziellen Entscheidungen zu berücksichtigen.“ Durch ihre Verpflichtung zur Desinvestition von fossilen Brennstoffen und Investition in nachhaltige Alternativen sind glaubenbasierte Organisationen ein starkes Vorbild für andere.
„Eine Maßnahmenergreifung im Bankwesen ist eines der wirkungsvollsten Instrumenten, doch es wird kaum eingesetzt“, sagte Frederique Seidel, ÖRK-Programmreferentin für Kinderrechte, und erinnerte an den weltweiten Appell des ÖRK für klimabewusste Finanzentscheidungen, der 2022 zusammen mit Fachleuten vom UNEP und mit der Unterstützung von interreligiösen Partnerorganisationen verfasst wurde. „Wir setzen auf Kommunikation, denn gerade hinter diesem blinden Fleck steckt Hoffnung für die Zukunft der Kinder.“
Dr. Anne Olhoff, Chefberaterin für Klima beim UNEP Copenhagen Climate Center, stellte den UNEP Emissions Gap Report vor und bemerkte, dass fossile Brennstoffe zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen ausmachten – ein historisches Rekordhoch im Jahr 2022. „Die Auswirkungen auf das Klima machen sich bereits bemerkbar – und treffen vor allem Kinder sowie arme und besonders vulnerable Menschen“, sagte Olhoff. „Bei den globalen Investitionen in saubere Energie kann zwar ein Wandel festgestellt werden, doch er geschieht nicht schnell genug.“
Dass der Wechsel zu einer größeren Klimaverantwortung zu langsam stattfindet, wurde auch von Eric Usher, Leiter der Finanzinitiative des UNEP, betont. „Seit das Pariser Abkommen unterzeichnet wurde, haben sich die Regierungen allmählich in Bewegung gesetzt und es wurden einige Fortschritte erzielt, doch sie sind nicht ehrgeizig genug. Der Finanzsektor setzt sich allmählich mit diesen Themen auseinander, doch nicht schnell genug.“
Banken spielten in dieser Problematik eine zentrale Rolle, da sie die finanziellen Mittel für die Bedürfnisse der Gesellschaft zur Verfügung stellten, sagte Usher. 2019 wurden die Grundsätze für verantwortungsbewusstes Bankwesen der UN angenommen. Heute gehören knapp über 50 % des globalen Bankwesens (gerechnet in Anlagen) zu den Unterzeichnenden dieses Rahmenprogramms, das Banken dazu auffordert, der Gesellschaft einen Mehrwert zu bieten.
„Wir sehen einen Fortschritt, doch Banken müssen gefordert und für den Entwicklungsverlauf anerkannt werden“, bemerkte Usher. „Wir müssen sie nach ihren Taten beurteilen – und nicht zwingend negativ sehen, sondern sie dort würdigen, wo sie es verdienen, und dort fordern, wo es nötig ist.“
„Je mehr ich über die Klimakrise erfahre, umso schlimmer kommt mir die Lage vor“, sagte der 19-jährige Foday Bangura, Ko-Autor von „Children's Declaration to the New Global Financing Summit“. Er stellte den Teilnehmenden Fragen, „die wir uns nachts vor dem Schlafen stellen sollten.“
„Wie sollen wir junge Menschen keine Angst haben, wenn wir die Informationen zur globalen Erwärmung und die wissenschaftlichen Ergebnisse des UNEP erfahren und wenn wir die Auswirkungen direkt in unseren Gemeinschaften erleben?“, fragte Bangura. „Wie sollen wir keine Angst haben, wenn unsere Banken und Finanzinstitutionen uns gefährden, wenn sie Billionen Dollar in neue fossile Projekte investieren und damit genau das Gegenteil dessen tun, was notwendig ist, um als Menschen zu überleben?“
Bangura rief dazu auf, sich zu vereinen, um Lösungen für das Klima und verantwortungsbewusste Bankgeschäfte schneller zu erreichen. „Banken haben die Verantwortung, das Recht junger Menschen auf eine gesunde Umwelt zu schützen. Unsere Zukunft hängt von Ihrem Geld ab.“
Die Diskussionsrunde wurde von Dia Mirza, Sonderbotschafterin des UNEP, moderiert. Während der Veranstaltung wurde die neue ÖRK-Publikation „Retten von Kinderleben: Überlebenshilfe durch verantwortungsvolles Banking“ vorgestellt. Darin werden Hilfestellungen für Einzelpersonen, Organisationen und Kirchen zur Desinvestition in fossile Brennstoffe präsentiert.
Publikation „Retten von Kinderleben: Überlebenshilfe durch verantwortungsvolles Banking“
Videoaufnahme des Events „Retten von Kinderleben: Klimabewusste Bankgeschäfte”