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Die jährliche abgehaltene ECIC fand am 9. –11. September unter dem Motto „Was ist Wahrheit? Ethische und praktische Fragen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz“ in Bossey und Genf statt.

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Die Konferenz befasste sich mit dem Thema „Was ist Wahrheit? Ethische und praktische Fragen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz“ und empfing rund 30 Fachleute aus dem Bereich Kommunikation und Medien aus Kirchen und kirchennahen Organisationen aus Deutschland, der Schweiz, Finnland, Schweden, Belgien, Polen, Griechenland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich.

Die Konferenz fand unter der Ägide des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Ökumenischen Institut in Bossey statt und ermöglichte es den Teilnehmenden, mehr von den ökumenischen und internationalen Organisationen in Genf zu erfahren. Während der dreitägigen Konferenz erfuhren die Teilnehmenden in den Vorträgen, aber auch im Austausch untereinander mehr über verschiedene Aspekte der KI.

Dr. George Zarkadakis, Autor und Visionär im Bereich KI und ihr Einfluss auf die Gesellschaft, sprach in seinem Vortrag „Götter, Roboter und die Theorie des Geistes“ darüber, was die KI von anderen von Menschen erschaffenen Dingen unterscheidet. Er zeichnete den Wunsch der Menschen nach denkenden Maschinen von seinen steinzeitlichen Ursprüngen bis in die Moderne auf und meinte, dass dieser Wunsch tiefer gehe als ein reiner utilitaristischer Gedanke. „KI ist eine Technologie, die unsere Spezies in eine Meta-Spezies, die physische Grenzen überwindet, verwandeln kann“, sagte Zarkadakis. „Das heißt, dass die Menschen gottähnliche Eigenschaften und Fähigkeiten erlangen.“

Prof. Dr. Holger Sievert, Lehrender für Medienkommunikation am Campus Köln der Hochschule Macromedia sprach zum Thema „Künstliche Intelligenz als (nicht-)Thema bei zwei großen europäischen Kirchen“ und trug empirische Ergebnisse einer Studie vor, bei der knapp 1 500 Kirchenangestellte teilnahmen, und sprach über seine eigenen Schlüsse und Empfehlungen. „Die Digitalisierung der Kirche ist zwingend notwendig für die Nutzung von KI in der Kirche“, sagte Sievert und bemerkte, dass Kirchen verglichen mit Unternehmen in Sachen Technologienutzung 10–15 Jahre aufzuholen hätten.

Christine Ulrich, Journalistin und Expertin in Medienethik, sprach darüber, wie der Journalismus angesichts der politischen und technischen Herausforderungen nach Wahrheit sucht. In einer politisch und technologisch herausfordernden Gegenwart ist das Ziel des Journalismus nach wie vor, die Realität zu verstehen und zu vermitteln. „Doch wie kann wahrheitsgemäß berichtet werden, wenn alles fake sein oder politisch missbraucht werden kann?“, fragte Ulrich und betonte, dass professioneller Qualitätsjournalismus immer nach der Wahrheit suche und sich von Propaganda absetze.

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Während der jährlich abgehaltenen ECIC in Bossey besuchten die Teilnehmenden zwischen dem 9. und 11. September 2024 das CERN Science Gateway in Genf.

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Hovit Etyemezian ist Leiter der Innovationsabteilung des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und stellte vor, inwieweit KI und Innovation die Arbeit des UNHCR weltweit unterstützen und unter anderem Bevölkerungsmigrationen vorhersagen können. „Diese Arbeit begann 2016“, erklärte Etyemezian. „Die damalige KI ist mit der aktuellen nicht zu vergleichen. Wir können KI einsetzen, um Menschen vor Naturkatastrophen zu warnen.“

Die Innovationsabteilung des UNHCR besteht seit 2012 und erkennt aktuell drei wichtige Einsatzmöglichkeiten von KI: bessere Vorbereitung für Notsituationen, besseres Verständnis der Bedürfnisse von Flüchtlingen und bessere Dienstleistungen für Flüchtlinge. Etyemezian stellte für jede dieser Kategorien Beispiele aus UNHCR-Projekten vor.

Dr. Erin Green, Kommunikations- und KI-Expertin im Bereich gemeinnützige Organisationen und Wissenschaft, stellte in einer praktischen Einheit generative vortrainierte Transformer vor. Die Teilnehmenden testeten verschiedene Methoden, um mit benutzerspezifischer KI mit der Kommunikation ihrer Advocacy-Arbeit ein größeres Publikum zu erreichen und ihre Kommunikationspraktiken auf dem neuesten Stand der Technik zu halten.

Während der Veranstaltung besuchten die Teilnehmenden auch das CERN, eine europäische Forschungseinrichtung für Kernphysik und eine der wichtigsten Forschungsinstitutionen der Welt. Ein Höhepunkt des Besuchs beim CERN Science Gateway war für viele der weltweit erste Internet-Server, der 1989 am CERN zur Erfindung des Internets beitrug. 

Pastor Prof. Dr. Odair Pedroso Mateus, ehemaliger stellvertretender Generalsekretär des ÖRK, machte eine Führung zu den für Reformation und Ökumene wichtigsten Genfer Monumente.

Die ECIC fand erstmals vor über 20 Jahren statt und bringt Fachleute aus allen Bereichen der digitalen Welt zusammen – von Online-Pastorinnen und -Pastoren, Fachleuten in digitaler Strategie und Content Creators bis hin zu Social-Media-Managerinnen und -Managern und mehr. Sie vertreten eine breite Vielfalt an Kirchen und christlichen Organisationen und sind damit ein Abbild der vielen Ausdrucksformen des Christentums im ganzen Kontinent.

Einsatz von KI für einen guten Zweck: UNO-Flüchtlingshilfe informiert über innovative Praktiken (ÖRK-Pressemitteilung vom 12. September 2024) 

Konferenz über Künstliche Intelligenz stellt kritische Frage: „Was ist Wahrheit?“ (ÖRK-Pressemitteilung vom 10. September 2024)

Fotos von der ECIC 2024 in Bossey

Mehr zur Europäische Christlichen Internetkonferenz (ECIC)

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Während der ECIC in Bossey vom 9. –11. September 2024 besuchten die Teilnehmenden die Genfer Altstadt sowie die Kathedrale St. Peter. Sie erfuhren dabei mehr über die Rolle Genfs in der Reformation und der Ökumene.

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